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1. Bd. 4 - S. 16

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
16 l. Die Zeit der Konstitutionen. übernahm insgeheim die Stelle eines Regenten, theilte aber alles, was er wußte, dem Könige mit. Am 9. März 1821 bemächtigte sich Oberst Ansaldi der Citadelle von Alessandria, verkündigte die spanische Konstitution und rief „sür's Reich Italien" alles unter die Waffen. Der König, eingeschüchtert, wollte erst beschwichtigen, dann, als er den Ernst der Laibachschen Verhandlungen ersnhr, sich der Zumuthungen seiner Offiziere erwehren; da aber Turin sich für den Aufstand erklärte, dankte er ab und zog sich nach Nizza zurück. — Karl Albert trat die Regentschaft an, zauderte erst und machte sich dann aus dem staube. Der östreichische Geueral Bubua jagte 8. April bei Novara durch einige Kanonenschüsse die revolutionären Truppen in die Flucht; Ansaldi wurde von seinen Soldaten im Stiche gelassen und somit trat des Königs Bruder Karl Felix (1821—31) die Regierung in aller Ruhe an. Die Strafen fielen mäßig aus; aber Italien konnte sich nun ganz als eine östreichische Provinz ansehen. Dennoch wehrten sich seine Regierungen gegen den vorgeschlagenen Staatenbund, und nicht zum wenigsten that dies der Papst, der als Italiener den Fremdenhaß nicht abschütteln konnte. § 3. Spanien und seine amerikanischen Kolonieen. Spaniens Eroberung durch Napoleon war zwar nie vollendet, hatte aber dieses Land in die gräßlichste Verwirrung gestürzt, indem sich die Parteien der Französischgesinnten, der Anhänger des Alten und der Neuerer in keiner Weise mit einander vertragen konnten. Die einzelnen Provinzen und die Generale hatten im Unabhängigkeitskrieg gekämpst, wie es sich eben machte; endlich war es einigen Regenten, wie sie sich nannten, eingefallen, Cortes, d. H. Reichsstände nach Cadix zu berufen, wie man sie seit 100 Jahren nicht mehr gesehen hatte. Ihre gebildeteren Glieder hatten 1812 (nach dem Muster der französischen von 1791) eine demokratische Verfassung aufgesetzt, um die sich zunächst niemand kümmerte; zu einiger

2. Bd. 4 - S. 17

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 3. Spanien und feine amerikanischen Kolonieen. 17 Macht gelangten die Cortes erst, als die Engländer ihnen den Weg nach Madrid eröffneten und Hilfsgelder zahlten. Napoleon hatte dann Ferdinand Vii. aus feiner Gefangenschaft entlassen, und derselbe kehrte nicht sobald (Mai 1814) nach Spanien zurück, als er auch schon vor feinem Einzug in Madrid die Cortes und deren Verfassung für null und nichtig erklärte. Er war ein treu- und haltloser, argwöhnisch feiger und grausamer Mensch. Für die Cortes hätte sich niemand gewehrt, wenn er nur selbst ein würdiges Regiment zu führen verstanden hätte; einer Verfassung war das tief herabgebrachte Land weniger bedürftig als einer geordneten Verwaltung. Aber entzückt vom Zuruf des Pöbels: Es lebe der unumschränkte König! wüthete er nun gegen die Mitglieder der Regentschaft und der Cortes, ja gegen alle Liberalen und Jofefinos. Die „Servilen" triumphirten: Folter und Inquisition wurden wieder eingeführt, die Jesuiten zurückberufen und den Klöstern ihre früheren Besitzungen zurückgegeben. Bis zum Juli 1814 zählte man schon 50,000 Verhaftete, und die Hinrichtungen wurden endlich durch massenhafte Abschlachtungen verdrängt. Des Königs Umgebung, die Camarilla ^Kammerdiener-wirthschaft) ließ alles verrotten und verderben, wenn sie nur ihre Rache oder ihre Lüste befriedigen und sich vom Staatsseckel bereichern konnte. Tausende wanderten aus, oder schloßen sich den Räuberbanden an, die ihr Wesen immer frecher trieben, oder stifteten sie Verschwörungen und Ausstände. Südamerika war inzwischen durch die Macht der Umstände während der napoleonischen Kriege von Spanien losgetrennt worden. Spanien hatte diese unermeßlichen Strecken kolonisirt und drei Jahrhunderte lang in dem Sinne ausgebeutet, daß bei allen Verfügungen nur an den Vortheil des Mutterlandes gedacht wurde. Sie durften also nur spanische Waaren gegen hohe Zölle einführen, durften ihre Erzeugnisse nur auf spanischen Schiffen versenden, auf spanischen Märkten verkaufen und keine Pro- 1-».

3. Bd. 4 - S. 19

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 3. Spanien und seine amerikanischen Kolonieen. 19 aber bald so bedrängt, waren auch unter sich so uneins, daß der beste General Ferdinands, Morillo, sie bis 1816 wieder seinem König unterworfen achten konnte. Allein bier kämpfte nur der reiche Kreole Simon Bolivar, den auch Engländer unterstützten, so glücklich, daß er 1819 znm Präsidenten der ans beiden Provinzen zusammengesetzten Republik Columbia ausgerufen wurde. Er leitete sofort die eigentliche Befreiung Petu's ein, drang 1822 nach Quito vor und fein tüchtiger Feldherr Sucr e, zugleich der menschlichste aller dieser Kriegsmänner, schlug 1824 bei Ayacncho die Royalisten so entschieden, daß nun von einer Wiedereroberung Südamerikas auch in Spanien nicht mehr geträumt werden konnte. Als fünfte Republik trat damit das setzt 23 ol i via genannte Oberperu in's Leben. Mexico, welches als Neuspanien vom Mutterlands immer noch etwas bevorzugt worden war, wurde nach allerhand (Währungen 1810 durch den Pfarrer Hidalgo mit dem ersten Aufstand beglückt. (Mehr als hundert sind seither gefolgt.) Der Krieg wurde bald mit fast größerer Grausamkeit geführt als in Südamerika; Plünderung, Verwüstung und Niedermetzlung der Gefangenen war von beiden Seiten an der Tagesordnung. General Jtnrbide ließ sich hier 1822 als Angustin 1. zum Kaiser ausrufen, dankte schon 1823 ab und gieng nach Europa, kehrte aber 1824 zu einem neuen Versuch wieder und wurde als ein Verrathet erschossen. — Guatemala trennte sich s. 1823 von Mexiko und bildete eine eigene Republik unter dem Titel: Vereinigte Staaten von Centralamerika; diese haben aber schon 1839 das Vereinigtsein langweilig gesunden und bestehen jetzt als fünf getrennte Staaten, bald unter der Herrschaft der Jesuiten oder irgend eines Indianerhäuptlings wie des Schweinehirten und Diktators Ca tret a (1840—65), bald unter der irgend eines Liberalen. Costarica soll am besten bestellt sein, da es nur erst acht Verfassungen durchgemacht hat. Nordamerika sprach im März 1822, England am

4. Bd. 4 - S. 21

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 3. Spanien und seine amerikanischen Kolonieen. 21 und Chile, Columbia und Peru versehen sich schon auch mit deutschen Schullehrern. — An den ungeheuren Entfernungen dieser dünn bevölkerten Gebiete scheiterten alle Versuche Spaniens zu ihrer Wiedereroberung. Nur mit Widerwillen ließen sich die Regimenter zu so aussichtslosen Märschen und Kämpfen über das Meer fuhren. Als wieder ein Heer in Cadiz zur Unterstützung Morill'os ausgerüstet werden sollte, und eine Seuche sammt dem ständigen Geldmangel die Abreise verzögerte, wurden die Truppen' immer unzuverlässiger, daher man am Ende ihre Einschiffung fast überstürzte. Sie ahnten, daß inan sie nur zur Schlachtbank führen wollte; als der Oberst Riego am Neujahr 1820 vor seinem Bataillon die Konstitution von 1812 ausrief, jauchzten sie ihm Beifall zu und zogen aus ihrem Dorfe gegen Cadiz. Doch ließ sich dieses nicht überrumpeln, und unter fortwährender Desertion seiner Truppen mußte Riego sich in die Schluchten der Sierra Moreua flüchten. — Allein uun verbreitete sich die Kuude vom Aufstand in alle Proviuzeu; General Mtnci kehrte aus der Verbannung nach Navarra zurück und wurde von den Truppen mit Jubel aufgenommen; die königischen Generale konnten bald nirgends mehr auf ihre Regimenter zählen, da viele Offiziere insgeheim dem Aufstaud vorgearbeitet hatten. Graf Abisbal und fein Bruder Odonnel erklärten sich in Ocanna für die Konstitution und Madrid legte seine liberale Gesinnung so deutlich au den Tag, daß der König am 7. März nachgab. die 1812er Ver. faffung annahm und sich mit freisinnigen Ministern umgab. Die Prozessionen, Illuminationen und Stiergesechte wollten kein Ende nehmen; aus dem Gefängniß entlassene oder von der Flucht heimgekebrte Männer nahmen nnn die höchsten Aemter ein und suchten den zerfallenen Staat in Ordnung zu bringen. Aber woher Geld anftreiben? Die Bauern meinten, die Freiheit werde Steuern und Zehnten abschaffen, statt dessen schaffte sie Klöster ab und verkaufte deren Güter.

5. Bd. 4 - S. 24

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
24 I. Die Zeit der Konstitutionen. Bäschen, Marie Christine von Neapel. Ihr zu lieb hob er 1830 das salische Gesetz auf, das f. 1713 gewaltsam eingeführt, Frauen vom Thron ausschloß, und stellte das altkastilische Erbfolgerecht wieder her. Wirklich gebar ihm Christine zwei Töchter, von denen die dreijährige Jsabella (1833—68) ihrem Vater auf dem Thron folgte, trotz aller Proteste der Apostolischen. Wollte die Mutter ihrer Tochter das Scepter sichern, so mußte sie sofort sich an die Gemäßigten halten; denn das Feldgeschrei: hier Carlos, hier Christina! theilte nun ganz Spanien in zwei erbitterte Parteien, deren blutiger Kampf das arme Land noch lange zerrütten sollte. § 4. Portugal und Brasilien. Daß die portugiesische Königsfamilie vor Napoleons Machtwort und Marschällen 1807 nach Brasilien floh, haben wir (Iii, 613) vernommen. Hier gefiel es ihr so sehr, daß sie sich gar nicht beeilte, ins verödete Portugal zurückzukehren; einmal weil dieses Ländchen von den Engländern, welche Napoleon hinausgejagt, nicht allzu schnell geräumt, vielmehr von ihrem General Lord Beressord etwas schonungslos regiert wurde; dann aber auch, weil Brasilien nur gesehen zu werden brauchte, um seine größere Bedeutuug zu erkennen. Sollte man es auch den Weg der einstigen spanischen Kolonien gehen lassen? Indessen murrten die Portugiesen über die erfahrene Zurücksetzung, und als der Lord 1820 einmal Brasilien einen Besuch abstattete, reizte das Beispiel der spanischen Revolution den Oberst Sepulveda zur Nachahmung. Er brachte in Oporto mit dem Ruf: Es lebe Jobann Vi. und die Verfassung! eine Empörung zu Stande (24. Aug.), welcher sich auch Lissabon anschloß, daher Lord Beressord, als er zurückkam, nicht mehr zugelassen wurde, sondern weiter nach England fahren mußte. Ihm folgten die vielen englischen Offiziere des portugiesischen Heeres nach, und die Cortes, von denen ein Fünftel aus Geistlichen bestand, traten Jan. 1821 in Lissabon zusammen, eine

6. Bd. 4 - S. 38

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
38 I- Die Zeit der Konstitutionen. die Griechen ihres ehrgeizlosen Fürsten müde, der mancherlei Leiden ohne Klage ertragen hatte. Er unterdrückte noch Febr. 62 einen von italienischen Agenten angeschürt ten Militäraufstand und begnadigte die Theilnehmer; während er aber im Okt. den Peloponnes bereiste, stiftete Bulgaris einen zweiten an, den er nicht mehr zu bekämpfen wagte; er verließ Griechenland, um 1867 in Baiern zu sterben. Aus englischen Rath wählten nun die Griechen einen dänischen Prinzen, Georg I., der 1863 die Krone annahm und dem Voll die langersehnte Morgengabe einer Grenzerweiterung brachte. Die Briten hatte« sich nämlich, vergeblich angestrengt, die jonischen Inseln, welche sie seit 1815 inne hatten, durch Strenge oder Geldaufwand an sich zu ketten; je mehr das Nationalitätsprinzip in der Welt zu Ehren kam, desto lauter schrieen die Stimmführer der Ionier nach Vereinigung mit ihren griechischen Brüdern. So geschah ihnen endlich nach ihrem Willen, indem England die zu schönem Wohlstand gelangten sieben Inseln an Griechenland abtrat. Doch bald hatte der stete Geldmangel im neuen Staat die Ionier ernüchtert, und die Hellenen lernten nachgerade ihren vielgeschmähten Otto wieder ehren, obschon Georg I., der 1867 eine russische Prinzessin heirathete, bereits einen orthodox getauften Sprößling aufzuweisen hat. Als auf der Insel Kreta 1866 f. die Sphakioten aufstaudeu, um die türkische Herrschaft abzuschütteln, gestattete der junge König nicht nur Freifchaaren, ihnen zu Hilfe zu eilen, sondern leerte selbst die Gefängnisse, uni die Zahl der Abenteurer zu schwellen, was beim endlichen Scheitern der Erhebung dem Land nur eine Last arbeitsscheuer unmüßiger Hände auflud. Noch 1869 bedrohte das Räuberuuweseu fast die Thore der Hauptstadt, und mit Ausnahme einer Eisenbahn, welche Athen mit seinem Hasen Piräus verband, suchte man umsonst nach Straßen. Dagegen fehlt es Georg nicht an Kabinetswechseln und skandalösen Ministerprozessen, wegen Verkaufs von Bischofstellen rc. In diesen und an-

7. Bd. 4 - S. 92

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
92 I. Die Zeit der Konstitutionen. Urtheil hatte für den König die unangenehme Folge, daß die Geschwornen in Straßburg auch 7 Mitschuldige des Prinzen freisprachen, und zwar unter dem Jubel der Bevölkerung, welche den Urheber zu schonen und die Gehil-fen zu bestrafen für unbillig erklärte. Als Thiers, der längst den Kaiser Napoleon zu verherrlichen bestrebt gewesen war, Vorsitzender Minister wurde (März bis Okt. 40), verfiel er auf ein ächt französisches Mittel, die öffentliche Meinung zu gewinnen, indem er sich die Leiche Napoleons von England erbat. Dieses war eben erpicht darauf, das anspruchsvolle Egypten nicht unter französischen Einfluß gerathen zu lassen (S. 45), und sein Minister Palmerston gab den Todten gern heraus. Ein Sohn des Königs, der Flottenführer Prinz Joinville, grub ihn aus und brachte ihn nach Frankreich, wo 15. Dez. 1840 die Beisetzung im Jnva-lidendom einer ungeheuren Menschenmenge ein prächtiges Fest bereitete. „Aber wenn nun der Kaiser aus seinem Sarkophag ausstände?" war eine damals vielgehörte Warnungsfrage, die an den Burgerkönig noch in ganz anderer Gestalt herantrat. — Louis Napoleon nämlich war von Amerika in die Schweiz zurückgekehrt, von wo er, da Frankreich diesem Asyl aller politischen Flüchtlinge schon mit Krieg drohte, nach England übersiedelte. Er bet? langte in seinen „napoleonifchen Ideen", daß man nicht allein die Asche, sondern die Gedanken des Kaisers zurückbringen müsse. Dann kleidete er einige 50 Leute in Uniformen der alten Kaisergarde und landete mit ihnen 6. Aug. 40 in Boulogne, wo er einen lebendigen Adler über Frankreich hin in die Luft steigen ließ. Die Rothhosen sahen dem Wunder unentschlossen zu. Als aber die Zollsoldaten auf den Napoleoniben eindrangen, schoß er auf einen sein Pistol ab, warf sich dann in's Boot, und da dieses umschlug, wurde er triefend aus dem Wasser gezogen und nach Paris gebracht. Vor den Pairshof gestellt, vertheidigte er mit festem Glauben seinen Napoleon nismus, dem ja eben jetzt ganz Frankreich huldige, und

8. Bd. 4 - S. 160

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
160 Ii Die Zeit neuer Staatenbildungen. obert und sich den Chinesen furchtbar gemacht, als der größte Held des Islams; nach Petersburg und Kalkutta schickte er Gesandte und schloß 1872 Handelsverträge mit Rußland und England. Aber er mußte sehen, wie unaufhaltsam der russische Koloß sich über Jnnerasien ausbreitet. Als sollte die Schmach der ehemaligen Großfürsten von Moskau gerächt werden, beugen sich allmählich alle turauischen Völker und der ganze Besitz von Tschengischans Nachkommen unter den Scepter des Zars. Schon 1854 war die Kirgisensteppe unterjocht, 1865 fielen das wichtige Taschkent, 1866 Chodschend und Chokand in seine Hand. General Kaufmann erstürmte 1868 Samarkand, Timurs alte Residenz, und nöthigte den Emir von Bochara, sie ihm abzutreten. Das schwer zugängliche Chiwa, wegen Menschenfangs schon öfters, zuletzt 1840 umsonst bekriegt, wurde erst durch Unterjochung der im Süden schwärmenden Turkmenen isolirt, dann 1873 bekämpft und besiegt, worauf der Chan das rechte Oxus-ufer an Rußland abtreten mußte. Noch immer vergrößert sich das 1867 gebildete russische Turkestau, zum Theil unter barbarischen Kämpfen, die Geld und Blut in Masse verschlingen; doch kehrt Sicherheit der Person und des Eigenthums in dem Maße ein, als die russische Herrschaft sich befestigt, und sie wird eben darum gleichermaßen gefürchtet und endlich geschätzt. Rußlanb scheint entschlossen, in Mittelasien vorzubringen, bis Orbnung der Ordnung begegnet. Einstweilen brängt russischer Einfluß und Handel den englischen stetig zurück, und eine Übereinkunft der beiden Regierungen wie die vom I. 1872, Afghanistan bis zum Oxns als neutrales Gebiet anzusehen, kaun nur als zeitweiliger Nothbehelf angesehen werben. Angloinbische Staatsmänner müssen neben allen ihren übrigen Aufgaben schon auch die Möglichkeit eines Zusammenstoßes mit Rußlanb ins Auge fassen. § 10. Der Sipahi-Ailsstand. Unmittelbar nach dem Krimkrieg lenkte der furchtbare

9. Bd. 4 - S. 161

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 10. Der Sipahi-Aufstand. 161 Militäraufstand im britischen Indien alle Blicke nach dem Osten. Hat man schon je und je gemeint, England stetig sinken zu sehen, weil sein Einfluß in Europa dem früher ausgeübten nicht mehr gleich kommt, so muß dabei berücksichtigt werden, daß die britischen Bestrebungen sich nicht wie die der andern Mächte auf einen Welttheil concen-trtren, vielmehr geradezu in alle Meere sich verbreiten. Auf 42 beläuft sich jetzt die Zahl der britischen Kolonien. Ganz unbeschrieen wachsen solche in Canada, Südafrika, Australien :c. zu bedeutenden Staaten heran, welche seit 1850 das Recht erhielten, ihre Verfassungen selbständig zu ordnen. Dieselben werden voraussichtlich dereinst auf weite Gebiete bestimmend einwirken, während jetzt die Rücksicht auf das Gedeihen dieser jungen Kinder die Mutter oft davon abhält, für näher liegende, speziell europäische Fragen sich übermäßig zu ereifern. Von dem, was die fleißigen Briten in Ostasien zu Stande brachten, soll nun die Rede sein. Wie das Reich der Haudelskompagnie in den Kriegen gegen Frankreich heranwuchs, haben wir (Iii, § 8) gesehen. Es wuchs aber seither beständig durch Eroberungen nach außen, durch Aufhebung der Monopole und Binnenschranken nach innen. Im I. 1818 gelangten die Mahrattakriege zum Abschluß; ein Armeekorps wurde damals von der in Bengalen ausgebrüteten Cholera fast vernichtet, eine Seuche, die sofort ihren ersten Zug nach Westen antrat. Schwere Kämpfe aber im Innern Ostindiens schienen hinfort kaum mehr möglich, die Hauptaufgabe blieb, Räuber* und Mörderbanden, wie die Thags, niederzujagen und die Kräfte des Landes in friedlichem Fortschritt zu entwickeln. Dagegen erhob sich immer neuer Streit an den Grenzen und gab Aulaß, dieselben stets weiter hinauszurücken. Da war z. B. der Kaiser von Barma, gewöhnt, sich als den höchsten Erde-herrn anzusehen; er richtete stolze Forderungen an den Generalgouverneur Lord Amherst, und mußte durch Schaden klug werdeu, indem eine britische Flotte Rangun 1824 7**

10. Bd. 4 - S. 165

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 10. Der Sipahi-Aufstand. 165 Benares, Allahabad, Lakhnau und Agra blieben von Briten besetzt. Der neue Generalgouverneur, Lord Canning, ein Sohn des großen Ministers, war fast rathlos, doch rief er von Madras europäische Truppen herbei, um wenigstens das bedrohte Kalkutta vor der allgemeinen Sintflut zu bewahren. Die muselmanische Hauptstadt wieder zu gewinnen, reichten seine Kräfte nicht aus. Ein großes Glück war's noch, daß die Madrasarmee, in welcher dem Christenthum mehr Eingang gestattet war, völlig treu blieb. John Lawrence aber, der Ordner des Pandschab, rief nun Sikhs und Afghanen zum Kampfe auf und sandte sie mit allen Europäern, die er sparen konnte, gegen Delhi. Nach einer überaus schwierigen Belagerung gegen fünffach überlegene Truppenzahl, erstürmten die Briten 20. Sept. die Mogulresidenz, nahmen den Kaiser gefangen und tödteten die blutbeflecktesten Prinzen. Mit dem Falle Delhi's athmeten die Briten wieder auf. Der blutigste Kampf aber drehte sich um Lakhnau, die gewaltige Hauptstadt von Audh, wohin zweimal vorgedrungen werden mußte, ehe 19. März 58 Straße um Straße erobert war. Damit war jedoch der Sieg entschieden, wenn auch noch ein Jahr länger hin- und hergekämpft werben mußte. Am 1. Nov. 1858 wurde durch ganz Indien die Königin Viktoria als Kaiserin des Reichs, anstatt der selig entschlafenen Kompagnie, ausgerufen. — Seither hat im Wesentlichen keine bedeutendere Rnhestörnng mehr stattgefunden; namentlich hat der Vicekönig Lord John Lawrence durch feine friedliche Negierung (1864—69) das Land ungemein gehoben und die Verbreitung christlicher Civilisation nach allen Seiten hin gefördert. Sein Nachfolger, Graf Mayo fiel 1872 durch die Hand eines roa-; Habitischen Meuchelmörbers. 10,000 Kilom. Eisenbahnen durchziehen das Reich; uralte Unsitten wie Kinbermorb (1801), Witwenverbrennung (1829), Sklaverei (1844) werben abgeschafft, neue Kenntnisse und Bestrebungen bringen mächtig ein und imterminiren die alten Religions-
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196 32
197 45
198 34
199 34